Die wichtigsten Fragen zur kontrollierten Wohnraumlüftung

Auf den Punkt gebracht: Lüftungsexperten über Vorteile und Nutzen von Lüftungsanlagen

Mit welchen Kosten muss ich beim Einbau eines Systems zur komfortablen Wohnraumlüftung rechnen?

Die Kosten für ein Zentralsystem mit Luftverteilung für die Be- und Entlüftung eines Gebäudes mit etwa 150 m² Wohnfläche liegen im Bereich von 7.000 - 10.000 Euro zzgl. Montage. Zudem wird der Einbau von Lüftungsanlagen staatlich gefördert. Die Höhe der Förderung ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Man kann jedoch sagen, dass eine Wohnraumlüftung mit bis zu 5.000 Euro je nach verwendetem Förderprogramm gefördert wird. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung erhöht aber in jedem Fall die energetischen Kennwerte im EnEV-Energieausweis, sodass schneller ein besserer Standard erreicht wird oder an anderer Stelle gespart werden kann.

Oliver Geithe

Oliver Geithe, Leitung Produktmanagement Wohnraumlüftung, Zehnder Group Deutschland GmbH

Werden Neubauten/Niedrigenergiehäuser nur noch von der KfW gefördert, wenn eine Lüftungsanlage installiert ist?

Seit April 2016 sind für ein ‚KfW-Effizienzhaus 55‘ nach Referenzwerten und für ein ‚KfW-Effizienzhaus 40 Plus‘ Wohnungslüftungssysteme verpflichtend. Generell gilt der Grundsatz: Wenn gefördert wird, kann auch gefordert werden. Ebenso verpflichtend ist für Häuser des Standards ‚KfW-Effizienzhaus 70‘ oder besser ein Luftdichtheitstest. Handwerker müssen also beim Bau besonderes Augenmerk auf die Dichtheit legen. In der Regel werden die Häuser dichter als nach der EnEV (Energieeinsparverordnung) gefordert (der Luftwechsel-Wert muss zwischen 1,5 und 3,0 liegen). Vielen ist auch nicht bekannt, dass die KfW bei Neubauten seit Juni 2014 verbindlich ein Lüftungskonzept fordert. Dabei wird ermittelt, mit welchen Maßnahmen die Lüftung in einem Gebäude sichergestellt wird. Auch regelmäßiges Fensterlüften kann dafür angesetzt werden. Die Frage ist nur: Kann ausreichendes Fensterlüften heute noch einem Mieter oder Bewohner zugemutet werden? Gerichte fällten dazu bislang unterschiedliche Urteile. Günstige Zinsen und ein Restschuldenerlass (derzeit 15.000 Euro) machen die KfW-Förderungen für Wohnungslüftungssysteme hochinteressant.

Carsten Dittmar

Carsten Dittmar, System & Application Manager / Vertrieb Wohnungslüftung Systemair GmbH

Wie viel Energie kann ich durch den Einsatz eines Systems zur komfortablen Wohnraumlüftung sparen?

Grundsätzlich können Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung bis zu 95 Prozent der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit die Heizkosten um bis zu 50 Prozent reduzieren. Auch können sie die durch Fensterlüftung verursachten Wärmeverluste deutlich senken. Gerade dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, bedenkt man, dass in einem Neubau der gesamte Heizbedarf bis zur Hälfte durch die Wärmeverluste beim klassischen Lüften beeinflusst wird. Und selbst kleinere, bedarfsgeführte bzw. dezentrale Lüftungslösungen erreichen bereits eine merkliche Energiekosteneinsparung.

Oliver Geithe

Oliver Geithe, Leitung Produktmanagement Wohnraumlüftung, Zehnder Group Deutschland GmbH

Wann sollte man über zentrale, wann über dezentrale Wohnraumlüftung nachdenken?

Grundsätzlich bei jedem Neubau und bei jeder energetischen Gebäudesanierung! Zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist in luftdichten Häusern das optimale Be- und Entlüftungssystem. Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist die bewährte Technik, die den Energiebedarf von Gebäuden verringert. Beim herkömmlichen Lüften über Fenster und Türen, aber auch bei der Verwendung von Abluftanlagen ohne Wärmerückgewinnung gehen bis zu 50 Prozent der Heizwärme verloren. Eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung spart dem gegenüber bis zu 90 Prozent der wertvollen Lüftungsenergie und damit einen ganz erheblichen Anteil der Heizkosten ein. Das zentrale Lüftungsgerät wird im Technikraum (Keller/Dach) und bei Wohnungen im Flur (Küche/Bad) montiert.

Dezentrale Lüftungsgeräte sind besonders für die energetische Sanierung geeignet. Sie werden normalerweise in jedem Raum neben dem Fenster oder im Bereich der Fensterbank installiert. Im stetigen Wechsel wird in jedem dezentralen Lüftungsgerät Frischluft in den Raum geleitet und verbrauchte Luft wieder abgeführt. Hierbei bleibt die in der Abluft enthaltene Wärme über einen effizienten Wärmetauscher erhalten. Einfache Filter halten dabei Grobstaub und Pollen zurück.

Bernhard Fritzsche

Bernhard Fritzsche, Dipl.-Ing. (FH) und Geschäftsführer der Vallox GmbH, Leiter des TGA-Teams (Technische Gebäudeausrüstung) München beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure)

Darf ich trotz kontrollierter Wohnraumlüftung noch Fenster öffnen/manuell lüften?

Natürlich! Dieses Thema gehört leider zu den vielen Vorurteilen der Wohnraumlüftung. Die Sorge ist unbegründet, die Bewohner können auch mit einer komfortablen Wohnraumlüftung die Fenster weiterhin öffnen, wann immer sie wollen. Bei längerem Fensterlüften entweicht jedoch gerade in den Heizperioden viel Wärme und damit Energie, die man vorher durch aufwendiges Isolieren im Gebäude gehalten hat. Dies ist mit einer komfortablen Wohnraumlüftung bei geschlossenen Fenstern nicht der Fall. Systemabhängig lassen sich dadurch die Heizkosten gegenüber dem manuellen Lüften deutlich verringern. Zudem haben geschlossene Fenster in Kombination mit der Wohnraumlüftung für den Bewohner eine Reihe weiterer Vorteile wie verbesserten Lärmschutz, Vermeidung von Kaltlufteinfall und Zugluft sowie gesunde, saubere und hygienisch einwandfreie Raumluft.

Oliver Geithe

Oliver Geithe, Leitung Produktmanagement Wohnraumlüftung, Zehnder Group Deutschland GmbH

Wo ist der beste Platz für eine Wohnraumlüftungsanlage?

Der beste Platz für eine Wohnraumlüftungsanlage ist innerhalb der thermischen Gebäudehülle. Die Temperatur am Aufstellungsort muss höher als 10 Grad sein. Das Lüftungsgerät kann im Keller, Speicher sowie innerhalb des Wohnbereichs in Küche, Bad, Flur und Abstellraum eingebaut werden und muss jederzeit für eine Wartung zugänglich sein. Wenn die Feuchte nicht in das Objekt zurückgeführt werden soll, muss zur Ableitung des bei der Wärmerückgewinnung anfallenden Kondensats ein Abwasseranschluss vorhanden sein. Zudem sollten möglichst kurze Wege für die Außen- und Fortluftführung gewählt werden.

Bernhard Fritzsche

Bernhard Fritzsche, Dipl.-Ing. (FH) und Geschäftsführer der Vallox GmbH, Leiter des TGA-Teams (Technische Gebäudeausrüstung) München beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure)

Wo sollten die Ein- und Auslässe für die Be- und Entlüftung am besten platziert werden?

Von entscheidender Bedeutung für die Ausgangsqualität der Raumluft und der Hygiene ist die Lage der Außenluftansaugung. Sie sollte auf keinen Fall in der Nähe von Schadstoffquellen wie z. B. Mülleimern oder Autoabgasen platziert werden. Auch sollten Kurzschlüsse mit der Fortluft sowie mit anderen Abluftanlagen oder Kanalabflüssen vermieden werden. Die Positionierung des Einlasses über Grund muss die zu erwartende Schneehöhe berücksichtigen. Die Luftfortführung sollte nicht in einem Aufenthaltsbereich (z. B. Terrasse) erfolgen und keine feuchtigkeitsempfindlichen Oberflächen anströmen.

Innerhalb der Räume sollten die Zuluftventile nie direkt in Ecken angebracht werden. Da dies meist der Platz für Lautsprecher ist, könnte es sonst zu einer unangenehmen Schallverstärkung der ausströmenden Luft kommen. Für Zuluftventile in Wohn-, Schlaf-, Arbeits- und Kinderzimmern gilt ein Mindestabstand von 1,00 m von einer Wand und von Fenstern. Bei kleinen Räumen sollten diese in der Mitte positioniert werden sowie generell im oberen Bereich der Wand. Der Abstand zur Türe sollte soweit wie möglich gewählt werden.

Für Abluftventile in der Küche, Bad, WC, HWR, kurz in allen Räumen, in denen Feuchte und Wärmelasten auftreten, gilt: Abstand von einer Wand mind. 0,20 m; Abstand von einer Kochstelle mind. 1,00 m; Abluftventil nicht im Duschbereich platzieren; Abstand zur Tür so weit wie möglich (bessere Durchströmung).

Carsten Dittmar

Carsten Dittmar, System & Application Manager / Vertrieb Wohnungslüftung Systemair GmbH

Gibt es eigentlich ein Problem mit Keimen/Schimmel in den Lüftungsschächten?

Normgerecht geplante und fachgerecht ausgeführte Komfortlüftungsanlagen mit F7 Filtern (hochwertige Feinstaubfilter) verbessern die Raumluftqualität erheblich. Hygienische Risiken wie Schimmel oder Verkeimung bestehen nicht. Abhängig von der Güte der Außenluft müssen hierzu lediglich in bestimmten Abständen die Filter gewechselt werden.

Bernhard Fritzsche

Bernhard Fritzsche, Dipl.-Ing. (FH) und Geschäftsführer der Vallox GmbH, Leiter des TGA-Teams (Technische Gebäudeausrüstung) München beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure)

Wie oft muss ich den Filter/die Kanäle reinigen?

Moderne Lüftungsanlagen sind allgemein sehr bedienerfreundlich und wartungsarm. In der Regel sollten die Gerätefilter zweimal jährlich ausgetauscht werden. Bei fast allen Komfort-Lüftungsgeräten wird dies durch eine automatische Filteranzeige angezeigt. Die Filter können über den Fachhandwerker bezogen werden. Alle zwei Jahre sollte das Lüftungsgerät überprüft und ggf. gereinigt werden. Diese Inspektion stellt die energetische und hygienische Betriebsweise des Komfort-Lüftungssystems sicher. Der Fachhandwerker tauscht dabei die Filter aus, nimmt das Innenleben des Lüftungsgeräts unter die Lupe und reinigt bei Bedarf einzelne Komponenten. Dazu gehören beispielsweise der Wärme- oder Enthalpietauscher, die Ventilatoren, das Vorheizregister und der Kondensatanschluss. Eine Reinigung des Luftverteilsystems ist üblicherweise nicht notwendig, aber generell möglich.

Oliver Geithe

Oliver Geithe, Leitung Produktmanagement Wohnraumlüftung, Zehnder Group Deutschland GmbH

Welche Auswirkung hat eine Wohnraumlüftungsanlage auf die Luftfeuchtigkeit im Haus?

In einem 4-Personen-Haushalt werden täglich ca. 8 bis 12 Liter Wasser freigesetzt. Zur Vermeidung von Bauschäden muss diese Feuchtigkeit abgeführt werden. Hierzu ist die Raumluft etwa alle drei Stunden auszutauschen – man nennt das „Lüftung zum Feuchteschutz“. Aus hygienischen Gründen und zur Verbesserung der Raumluftqualität (IAQ – Indoor Air Quality) sollte der Luftwechsel jedoch bei etwa 0,5 liegen, d. h. die Raumluft wird alle zwei Stunden erneuert.

Bernhard Fritzsche

Bernhard Fritzsche, Dipl.-Ing. (FH) und Geschäftsführer der Vallox GmbH, Leiter des TGA-Teams (Technische Gebäudeausrüstung) München beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure)

Welche Möglichkeiten der Feuchteregulierung gibt es in den Wintermonaten?

Im Winter neigen Lüftungsanlagen ohne Feuchterückgewinnung zur Austrocknung der Raumluft. Häufig regeln die Bewohner den Luftwechsel sogar grundlos nach oben. Dabei sollte der Luftwechsel im Winter eher reduziert werden. Moderne Anlagen arbeiten mit unterschiedlichen Lüftungsstufen und einer Feuchteregelung über Sensoren. Für die Feuchteübertragung stehen Enthalpiewärmeüberträger oder Rotationswärmeüberträger zur Verfügung. Beide Technologien ermöglichen eine Feuchterückgewinnung, wobei eine gezielte Regelung meist nur über einen Rotationswärmetauscher möglich ist.

Carsten Dittmar

Carsten Dittmar, System & Application Manager / Vertrieb Wohnungslüftung Systemair GmbH

Muss in allen Räumen die gleiche Temperatur herrschen, oder kann diese unterschiedlich eingestellt werden?

Die Temperatur kann in den einzelnen Räumen durchaus unterschiedlich sein. Sie wird nach wie vor vom Heizsystem sichergestellt und kann daher sehr individuell eingestellt werden. In einem modernen Gebäude liegen die vorherrschenden Temperaturen in den Räumen ohnehin sehr nahe beieinander.

Ausschlaggebend für die Lüftungsanlage ist aber nur die Temperatur, die am Lüftungsgerät selber ankommt. Üblicherweise ist dies die vermengte Luft aus allen Ablufträumen. Die enthaltene Wärmeenergie wird dann per Wärmetauscher an die Frischluft übertragen, womit nicht nur der bestmögliche Komfort sichergestellt, sondern auch eine maximale Energieeffizienz ermöglicht wird. Das Komfort-Lüftungssystem führt anschließend allen Räumen wieder Frischluft mit der gleichen Temperatur zu. Die Höhe dieser Temperatur hängt dann letztlich nur von der Außen- und der Abluft ab.

Oliver Geithe

Oliver Geithe, Leitung Produktmanagement Wohnraumlüftung, Zehnder Group Deutschland GmbH

Wie laut ist eine Lüftungsanlage? Kann ich dabei schlafen?

Eine Lüftungsanlage muss nicht laut sein. Dabei kommt es auf die richtige Dimensionierung und Auslegung an. Wenn die Fachplaner und Handwerker dies korrekt umsetzen, ist ohne großen Aufwand eine „sehr leise“ Komfortlüftung mit Schalldruckpegeln von etwa 25 dB(A) in Wohnräumen zu realisieren. Lüftungsleitungen sollten großzügig geplant werden, um Strömungsgeräusche zu vermeiden.

Die Zentralgeräte sind körperschallentkoppelt zu installieren. Ein Geräteschalldämpfer sollte grundsätzlich nach dem Zentralgerät in den Zu- und Abluftkanal eingebaut werden. Bei dichter Wohnbebauung (z. B. Reihenhaus- oder Atriumbebauung) sind zusätzlich Geräteschalldämpfer in den Außen- und Fortluftkanälen empfehlenswert.

Zur Vermeidung von Schallübertragung zwischen den Räumen (sogenannter Telefonieschall) müssen beim klassischen Luftverteilsystem ebenfalls Schalldämpfer eingebaut werden. Bei Verwendung eines flexiblen Rohrsystems entfällt das. Dies liegt an der sternförmigen Verlegung dieses Luftverteilsystems, bei dem zwischen dem schalldämmenden Luftverteilkasten und jedem Ventil eine direkte Verbindung besteht. Eine Montage zur Schlafzimmerwand hin oder an eine Leichtbauwand sollte vermieden werden. Bei permanent frischer und zugfreier Luft ohne Staub, Pollen und Straßenlärm bleiben Fenster und Türen geschlossen. Obendrein wird so die Gefahr vor Einbrüchen reduziert. Auch das sorgt für ungestörten Schlaf.

Bernhard Fritzsche

Bernhard Fritzsche, Dipl.-Ing. (FH) und Geschäftsführer der Vallox GmbH, Leiter des TGA-Teams (Technische Gebäudeausrüstung) München beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure)

Verteilt eine Lüftungsanlage nicht den Staub in der ganzen Wohnung?

Nein, sie sorgt vielmehr für eine Reduzierung des Staubes, denn der Feinstaub von außen kann durch Filter aus dem Gebäude ferngehalten werden. Der Staub in der Luft wird gerichtet zu den Ablufträumen getragen. In der Regel sind die Abluftventile mit Filtern ausgestattet, die den Staub sammeln.

Carsten Dittmar

Carsten Dittmar, System & Application Manager / Vertrieb Wohnungslüftung Systemair GmbH

Gelangen Autoabgase in eine Wohnung mit Lüftungsanlage?

In der Regel nicht weniger oder mehr als beim Öffnen eines Fensters. Natürlich sollte beachtet werden, dass die Ansaugung der Außenluft an einem emmissionsfreien Ort erfolgt.

Carsten Dittmar

Carsten Dittmar, System & Application Manager / Vertrieb Wohnungslüftung Systemair GmbH